Grenzenlos Business: Angst und Furcht oder Glauben

Das Thema Angst oder Furcht oder Respekt … oder Glauben in Bezug auf das private Leben habe ich im verlinkten Beitrag besprochen. Ich empfehle, diesen zu lesen, bevor Du Grenzenlos Business: Angst und Furcht liest, da es besser hilft diesen Beitrag zu lesen.

Angst und Furcht – also Grenzen – richten im Business noch viel grössere Schäden an, als auf der persönlichen Ebene. Dies habe ich hunderte Male erlebt. Dies ist sehr oft verständlich, da geschäftliche Entscheidungen meistens auch Konsequenzen für eine Gruppe von Menschen oder das ganze Unternehmen haben und nicht nur eine(n) Einzelne(n) betreffen.

Der im oben verlinkten Beitrag dargestellte Circle of Life des FEEL-Konzeptes gilt 1:1 auch im Business, er ist für gute Unternehmensführung mindestens eben so wichtig wie für ein gelungenes grenzenloses privates Leben.

Wobei ich an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweise, dass wirklich erfolgreiche Menschen diese Unterscheidung nicht treffen und Privat und Business ganzheitlich leben. Viele Führungskräfte zerbrechen über kurz oder lang daran, dass sie nicht identisch und damit authentisch leben. Niemand kann auf Dauer im Beruf eine Rolle spielen und damit erfolgreich sein. Umgedreht gilt natürlich dasselbe.

Vor diesem Hintergrund ist das Erlernen und die Anwendung des FEEL-Konzeptes eine grundlegende Entscheidung. Wer es privat erlernt, wird es auch beruflich anwenden und damit im Beruf viele Entscheidungen herbeiführen. Die Möglichkeit reicht hierbei von der deutlichen Erhöhung des Erfolges bis zur Kündigung oder Trennung. Menschen, die das FEEL-Konzept im Beruf kennenlernen, werden es in ihr Privatleben einbringen und dort dieselbe Spannweite möglicher Veränderungen erleben.

Nirgendwo, wirklich nirgendwo, werden Grenzen (mithin Ängste und Furcht) mehr rationalisiert und verteidigt als bei Business-Entscheidungen. Ich habe gelernt, dass die meisten Unternehmensberatungen, ganz besonders die Big 4, das liefern, was erwartet wird und nicht das, was richtig und angemessen ist. Und wenn die erste Beratung gegangen ist, wird die zweite Beratung geholt. Das wird dann dadurch rationalisiert, dass man den Vorgang für so wichtig erklärt, dass dieses Verfahren notwendig sei.

Was kommt bei diesem durch Angst und Furcht gesteuerten Verhalten unter die Räder?

Ich habe nicht nur einmal erlebt, dass durch die Hinzuziehung all dieser wunderbaren Ratgeber der wichtigste Faktor zerrann – Zeit. Man hatte irgendwann ein Ergebnis, aber man konnte es nicht mehr umsetzen. Das Zeitfenster hatte sich geschlossen. Noch schlimmer ist aber, dass dieses Verfahren die Handelnden im Kern entmündigt. Ich sage dies nicht aus Mitleid, denn sie werden nicht hoch 6- oder 7-stellig bezahlt, um die Verantwortung auf Dritte abzuwälzen. Trotzdem tun sie es regelmäßig.

Warum?

Die Antwort ist ganz einfach. Die Höhe der Vergütung macht aus diesen Menschen keine anderen oder besseren Menschen. Alle ihre Grenzen, Ängste und Sorgen sind im Rucksack ihres Lebens, die sie beim Aufstieg in der Corporate World nur besser verstecken konnten als andere. Und wenn dann die harten und wirklich schweren Entscheidungen anstehen, bearbeiten die allermeisten diese Probleme mit einem Mindset, das sich nur graduell und oft gar nicht von einem ganz einfachen Mitarbeiter unterscheidet.

Ein Beispiel aus meiner Tätigkeit.

Ich begleite den Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens seit mehreren Jahren. Er ist eine eindrucksvolle Persönlichkeit und auch überregional bekannt. Vor einigen Jahren hatte das Unternehmen ein Problem. Am größten Kunden wurde kein Geld mehr verdient, ertragsstarke Bereiche sponserten diesen Kunden permanent. Als er mich das erste Mal dazu fragte, sagte ich nur: “Folge Deinem Gefühl!” “Das geht nicht, dann sind die weg!” war die Antwort.

Er zog es vor knapp 100.000 Euro in Analysen und Rat von 2 Unternehmensberatungen zu investieren. Tenor beider: Kunde halten, Kunde zufrieden stellen, Kosten senken, Vertriebler holen, die woanders mit diesem Kunden Erfolg hatten und dem Kunden vermitteln, dass er wertgeschätzt wird.

Nach 9 Monaten hatte dieses wunderbare Konzept die Verluste mit diesem Kunden so dramatisch erhöht, dass das Unternehmen ernste Probleme hatte. Während dieser Zeit hatte ich immer wieder darauf hingewiesen, dass dieser Weg nicht funktioniert. Die Angst, den Kunden zu verlieren war grösser als der verursachte Schaden. Selbst die Tatsache, dass die Trennung von diesem Kunden noch nicht einmal zu Kündigungen führen musste, änderte nichts.

Hierdurch war ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich dem Unternehmen nicht mehr helfen konnte, was ich dem Geschäftsführer im Jahresendgespräch freundlich mitteilte, zusammen mit einer Analyse des Problems, die ich ihm bereitstellte. Er fand das überhaupt nicht gut und wollte mich mit seiner Eloquenz davon überzeugen, dass alles so sein muss, wie es war. Ich sagte ihm, dass ich, selbst bei doppeltem Honorar, meine Meinung nicht ändern werde und meine Entscheidung steht.

Ich war noch keine 30 Minuten von der Firma entfernt, als mich ein Anruf erreichte: “Du Arsch, ich habe auf meinen Bauch gehört. Ich habe gerade die Belieferung von … eingestellt. Komm’ wieder her.”

Ich habe ihm geholfen, seine Grenze zu überschreiten, seine Angst hinter sich zu lassen. Nicht bewusst, aber durch das Vorbild. Er hat gesehen, dass ich zu meinem Standpunkt stand und erkannt hatte, dass mein Rat nicht weiterhilft.

Da ich nicht berate um des Beratens und des Honorars wegen, sondern um Lösungen und Veränderungen zu begleiten (heute immer Change genannt), musste ich die Grenze überschreiten, die Zusammenarbeit in Frage zu stellen. Nicht aus Berechnung und auch nicht taktisch, denn ich war der ehrlichen Überzeugung, dass ich in dem entstandenen Setup nicht mehr helfen kann und dann habe ich keine Berechtigung mehr zu beraten.

Der Kunde sagte mir später, dass mein Verhalten ihm verdeutlicht hatte, dass man zu seinem Standpunkt, seinen Werten und seinen Überzeugungen stehen muss. In diesem Moment war es für ihn sehr leicht, die richtige Entscheidung zu treffen.

Dies ist nur ein Beispiel, welches die grundlegende Struktur in Firmen verdeutlicht. Entscheider sind sehr einsam, weil sie üblicherweise stark sein müssen oder wollen – zumindest glauben sie dies. Das unbewusste Grundverhalten ihrer Entscheidungen folgt aber dem gleichen Regelkreis wie ihr Privatleben, was ihnen allerdings nie bewusst (gemacht) wird. Von wem auch?

Der FEEL-Prozess sorgt im Umgang mit den Grenzen für das wichtigste, was ein Mensch haben muss und kann: Glauben. Privat und ganz besonders im Business. Glauben an sich selbst und die eigene Fähigkeit mit jeder Herausforderung umzugehen. Das entsteht nicht durch einmaliges, auch nicht durch zweimaliges und ebenfalls nicht durch dreimaliges Überschreiten einer Grenze. Gerade im Business, wo es täglich zur Überschreitung von Grenzen kommt. Das richtige Verhalten – gerade auch im Business – entsteht nur durch die Entscheidung grenzenlos zu leben. Das Tool hierfür ist der FEEL-Prozess.

Was sind Deine Erfahrungen mit Angst und Furcht im Business? Schreibe es mir bitte in den Kommentaren. Ein anderer Beitrag aus Grenzenlos Business ist sicher auch interessant für Dich:

  1. Alexander G.

    Ein schöner Artikel zum Thema Loslassen und Entscheiden. Als Prozess- und ehemaliger SAP Berater kann ich davon ein Lied singen. In meinem letzten Projekt in 2021 hat es sich nochmal ganz deutlich gezeigt, wie schwerfällig viele Entscheidungsprozesse sind und wie kompliziert und teuer Arbeit sein kann, wenn sich niemand kompetent genug fühlt, um zu entscheiden. Obwohl es in den meisten grossen Firmen Hierarchien gibt, die die Entscheider klar definieren. Viele fähige Leute werden so demotiviert und verlassen…..das sinkende Schiff. Letztendlich eine Form der natürlichen Selektion. Auf Dauer sind solche Konzerne oder Unternehmen nicht Überlebensfähig….zumindest nicht im aktuellen Setup. Schade.
    Einfach mal Machen geht in solch einem Umfeld nicht….hier muss erst tausendfach gefragt und abgesegnet werden, bis man etwas tun kann. Destruktive Selbstzerstörung. Oder besser, Planwirtschaft.

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